042 - Die Schweinemenschen von Rio by Dämonenkiller

042 - Die Schweinemenschen von Rio by Dämonenkiller

Author:Dämonenkiller
Language: deu
Format: epub


Vicente Neiva war nach der Flucht aus der Villa des Mannes, der sein Nachfolger in der Freimaurerloge hatte werden sollen, ziellos durch die Nacht geirrt. Er war verzweifelt; wenn er eine Waffe gehabt hätte, vielleicht hätte er sich in diesen schwarzen Stunden erschossen. Er hatte es nicht glauben wollen, hatte die Nachrichten als Gerüchte abgetan, und jetzt erfuhr er am eigenen Leib die schreckliche Wahrheit: Er verwandelte sich in ein Schwein. Während sein restlicher Körper bis zum bitteren Ende menschlich bleiben würde, wenn die Nachrichten stimmten, war sein Kopf zu dem eines Schweins geworden. Er, der elegante Vicente Neiva, den immer alle wegen seiner blendenden Erscheinung bewundert hatten, trug den Kopf eines Schweins. Neiva wusste nicht, was er tun sollte. Nach Hause zu seiner Frau wollte er nicht, denn so sollte sie ihn nicht sehen. Bei der Loge der Freimaurer mochte er auch keine Zuflucht suchen, denn die Freimaurer waren entschiedene und erbitterte Gegner der Macumba. Ihn, der vom Fluch der Macumba befallen war, würden sie vielleicht sogar töten, wenn er in die Räume der Loge einzudringen versuchte.

Natürlich war den Freimaurern aufgefallen, dass das Hochhaus, in dem ihre Loge untergebracht war, mehr und mehr verkam. Aber die Hausverwaltung und die Angestellten hatten tausend Ausreden. Eine Gesellschaft hatte von den Freimaurern die Instandsetzung des Hauses und die laufenden Arbeiten übertragen bekommen; doch es besserte sich nichts. Neiva und seinen Logenbrüdern war klar, dass die Macumba dahintersteckten. Die Sekte wollte die Freimaurer verhöhnen und provozieren. Was in den Wohnungen im Hochhaus vorging, wusste Neiva nicht, aber öfter waren im Haus Schweinemonster gesehen worden, wie sie in letzter Zeit Rio unsicher machten. Von der Presse wurden sie auf Geheiß der Regierung totgeschwiegen.

Als die Loge bei der letzten Versammlung energische und einschneidende Maßnahmen beschloss, war es zu spät. Am nächsten Tag begann die grässliche Verwandlung Vicente Neivas, die ihn innerhalb von drei Tagen zu einem Schweinemonster gemacht hatte.

Neiva wanderte über die Hügel nach Encantado. Er schlich durch die Vorstadt, wich dem Licht der Straßenlampen aus. Auf einmal überkam ihn ein Jucken am ganzen Körper. Er suchte sich einen Baum, stellte sich mit dem Rücken dagegen und rieb sich wohlig grunzend wie ein Schwein. Dann wurde ihm bewusst, was er tat und er eilte beschämt weiter. Er überquerte die Bahnlinie, erreichte das Postamt und das Fabrikgelände an der Avenida Amaro Cavalcante, eilte über die Straße, die um diese Zeit – gegen drei Uhr morgens – wie ausgestorben war, von wenigen Autos abgesehen, und tauchte im Fabrikgelände unter.

Neiva atmete auf. Als er an der Mauer eines Fabrikgrundstückes entlang schlich, hörte er ein Scheppern und grunzende Geräusche. Vorsichtig schlich er weiter.

Und dann sah er es. Eine Reihe von Mülltonnen stand hier und wartete auf die Müllabfuhr. In den Mülltonnen wühlten Schweinemänner und -frauen, Monster gleich ihm. Sie fraßen Abfall und steckten die Schnauzen in die Mülltonnen.

Obwohl Neiva sich ruhig verhalten hatte, wurde er entdeckt. Vielleicht witterten die Schweinemonster ihren Artgenossen. Zwei kamen auf Neiva zu, stießen ihn mit den Händen an und beschnüffelten ihn. Sie grunzten etwas. »Du bist ein Neuer«, brachte ein Schweinemann mit kaum verständlicher, grunzender Stimme hervor.



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